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WEA veröffentlicht zwei Reden, die auf der Internationalen Menschenrechtskonferenz in Prag im März 2019 gehalten wurden

Johnson über „Martin Luther King und jene wunderbaren alten Namen!“ – Schirrmacher über „Warum Menschen aller Religionen und Weltanschauungen die Menschenrechtsethik unterstützen sollten“

(Bonn, 05.06.2020) Die Abteilung für Theologische Fragen der Weltweiten Evangelischen Allianz hat zwei Reden ihrer Mitglieder auf einer Menschenrechtskonferenz der Anglo-Amerikanischen Universität, durchgeführt in der Tschechischen Nationalbank, veröffentlicht. Die Rede von Professor Thomas Schirrmacher ist auf dem YouTube-Kanal des Internationalen Institutes für Religionsfreiheit (IIRF) abrufbar. Die Rede von Professor Thomas K. Johnson „Martin Luther King and Those Wonderful Old Names!“ ist im Rundbrief der Abteilung abgedruckt.

Die gedruckte Rede ist eine überarbeitete Version der Rede, die auf der ersten jährlichen internationalen Menschenrechtskon-ferenz in Prag, Tschechische Republik, am 7. und 8. März 2019 gehalten wurde, die von der Anglo-American University, der Norwich University und Post Bellum ausgerichtet wurde. Das Thema der Konferenz war „Schlüsselmomente des 20. Jahrhunderts und ihr Vermächtnis“. Viele der Teilnehmer waren Professoren und Studenten der beiden Universitäten, zusammen mit Forschern von Post Bellum. Die Teilnahme von Mitgliedern der antikommunistischen Charter 77-Bewegung gab den geschichtlichen Hintergrund für die Veranstaltung vor.

Thomas K. Johnson als Referent im Rahmen einer Podiumsdiskussion © BQ/Martin Warnecke

Weitere Hauptredner waren:

  • Dr. Alexandr Vondra – Politiker und Diplomat, ehemaliger Dissident und Unterzeichner der Charta 77
  • Dr. Daniel Kroupa – Philosoph, ehemaliger Dissident und Unterzeichner der Charta 77, Politiker und Hochschulpädagoge
  • Kelly Adams-Smith – Botschaftsleiterin, U.S. Botschaft in Prag

In seinem Eröffnungsplenum „Warum Menschen aller Religionen und Weltanschauungen die Menschenrechtsethik unterstützen sollten“, das jetzt auf YouTube verfügbar ist, ging der Präsident der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Thomas Schirrmacher, auf die beiden Unterzeichner der Charta 77, Dr. Daniel Kroupa und Dr. Alexandr Vondra, ein.

Schirrmacher stimmte insbesondere der Rede von Dr. Vondra zu, der davor warnte, dass das alte Konzept der Menschenrechte, das die Charta 77 möglich und groß gemacht hat, immer mehr zugunsten ideologischer Ansichten in den Hintergrund gedrängt wird und alle möglichen neuen sogenannten Menschenrechte hinzugefügt werden.

Die Charta 77 war eine Bürgerrechtsbewegung in der Tschechoslowakei von 1977 bis 1992, die das Zentrum des Widerstands gegen das kommunistische Regime darstellte. Sie ging aus der Petition Charta 77 hervor, die auf viele Missstände im Lande hingewiesen hatte. Die Charta wurde am 1. Januar 1977 von 200 Intellektuellen und Künstlern veröffentlicht; bis 1989 hatte sie 2000 Unterzeichner. Die kommunistische Regierung ahndete die Verbreitung des Dokuments als politisches Verbrechen mit schweren Strafen.

Nach der Samtenen Revolution von 1989 hatten viele Mitglieder der Charta 77 wichtige Positionen in der tschechischen und slowakischen Politik inne. Um nur ein Beispiel zu nennen: Dr. Vondra war Verteidigungsminister, Minister für europäische Angelegenheiten, Außenminister und Vizepremierminister der Tschechischen Republik sowie Mitglied des Europäischen Parlaments. Die Leiterin der US-Botschaft in Prag, Kelly Adam-Smith, erläuterte die wichtige Rolle der USA bei der Unterstützung tschechoslowakischer Dissidenten während der kommunistischen Zeit.

Thomas Schirrmacher im Gespräch mit Kelly Adam-Smith, Leiterin der US-Botschaft in Prag, während der Menschenrechtskonferenz © BQ/Martin Warnecke

Die Anglo-Amerikanische Universität (AAU), die älteste private Hochschule in der Tschechischen Republik, und die Norwich University, die älteste Militärhochschule der USA, veranstalteten im prächtigen Gebäude der Tschechischen Nationalbank und in den Gebäuden der AAU eine interdisziplinäre Konferenz zum Thema Menschenrechte. Die Konferenz wurde von Post Bellum mitgesponsert, einer tschechischen Menschenrechtsorganisation, die die Aussagen älterer Augenzeugen archiviert sowie Menschenrechtsverletzungen für spätere Nachweise aufzeichnet.

Die Konferenz präsentierte interdisziplinäre Beiträge und Referate von Studenten, Dozenten und Experten. Das Thema der Konferenz erinnerte an wichtige Daten des 20. Jahrhunderts in der Menschenrechtsgeschichte mit Gedenktagen im Jahr 2019 im Zusammenhang mit der mitteleuropäischen Region. Neben Begegnungen mit Dissidenten, Historikern und Fachleuten erlebten die Studenten einen sog. Moot Court [ein Scheingericht], der reale Prozessfälle nachahmte, und eine Wahrheitskommission mit Augenzeugen und Opfern vergangener Regime.

Die Anglo-Amerikanische Universität bietet 17 Bachelor- und Master-Studiengänge für Studenten aus mehr als 70 Ländern auf der ganzen Welt an. Mit mehr als 80 Prozent internationalen Studenten ist die AAU die internationalste akademische Institution in der Tschechischen Republik und wurde kürzlich von der European Association for International Education [Europäische Vereinigung für internationale Bildung] als innovatives Vorbild in der Internationalisierung auf der globalen Bühne anerkannt. Die AAU ist eine der wenigen Universitäten außerhalb der USA, die von der vom US-Bildungsministerium anerkannten amerikanischen Akkreditierungsstelle zugelassen wurde. Die meisten Programme der AAU sind auch durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport der Tschechischen Republik zugelassen.

Die Tschechische Nationalbank, der Veranstaltungsort © BQ/Martin Warnecke

Die Norwich University wurde 1819 für die US-Armee gegründet und ist die älteste private Militärakademie in den USA. Sie wurde gegründet, um zu gewährleisten, dass Offiziere nicht nur eine militärische Ausbildung, sondern auch eine humanistische Ausbildung erhalten. Sie ist eine von sechs hochrangigen Militärakademien in den USA. Die Norwich University ist eine breit gefächerte akademische Einrichtung, die sowohl jugendlichen als auch erwachsenen Studenten in einem Kadettenkorps und als Zivilisten ausbildet. Sie bietet eine breite Auswahl an Bachelor- und Masterstudiengängen in Naturwissenschaften, Mathematik, Architektur, Betriebswirtschaft, Informatik und öffentlicher Verwaltung mit 2512 Studenten, von denen 1570 Kadetten sind.

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