BQ 855 – 35/2025
Der christliche Dialog orientiert sich an der Wahrheit in den Beziehungen

Schirrmacher veröffentlicht Artikel über die Vereinbarkeit von christlicher Apologetik und interreligiösem Dialog

(Bonn, 30.05.2025) In seinem Buch „Kritik der pluralistischen Religionstheologie“ hat Erzbischof Thomas Paul Schirrmacher verschiedene Vorträge und Aufsätze der letzten zwei Jahrzehnte zusammengestellt, in denen es um die Frage geht, ob Apolo­getik des christlichen Glaubens gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen grundsätzlich mit einem interreligiösen Dialog vereinbar ist oder nicht und ob Wahrheitsansprüche einen Dialog mit anderen Religionen und Weltanschauungen unmöglich machen oder sehr erschweren.

Das erste Kapitel dieses Buches ist nun auf Englisch als IIRF-Report unter dem Titel ‚Christian Dialogue is oriented towards Truth in Relations: Apologetics, Dialogue, and Pluralistic Theology of Religion‘ erschienen. Schirrmacher schreibt: „Ich vertrete, dass beide Seiten zusam­mengehen können, ja müssen, das heißt, dass ein Dialog mit anderen Religionen und Weltan­schauungen sowohl 1. nur dann intellektuell redlich als auch 2. nur dann dem Wesen des christlichen Glaubens entspricht, wenn wir uns dem Wahrheitsanspruch zentraler christlicher Glaubensaussagen stellen und gleichzeitig ein ernsthaftes Gespräch auf Augenhöhe suchen.“

Der Report ist damit zugleich auch eine Verteidigung der Position des 2011 vom Vatikan, dem Ökumenischen Rat der Kirchen und der Weltweiten Evangelischen Allianz verabschiedeten Dokuments „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“, das christliche Weltmission sehr deutlich mit einem Dialog mit Anhängern anderer Reli­gionen und mit Religionsfreiheit und Frieden zwischen den Religionen einhergehen kann und muss.

Nach Meinung etlicher Vertreter der pluralistischen Religionstheologie oder ähnlicher Entwürfe kann Dialog nur stattfinden, wenn man den eigenen Wahrheitsanspruch stark relativiere oder ganz aufgebe. So sagt der katholische Theologe Paul Knitter, Dialog sei unmöglich, wenn einer der Partner ihn mit einem Wahrheitsanspruch eingeht. Schirr­macher sagt dazu: „In der Realität findet ein Dialog, auf dem beide Seiten ihren Wahrheitsanspruch aufgeben, jedoch praktisch nie statt, sicher jedenfalls nicht, wenn etwa Vertreter des Islam beteiligt sind. Dialog, auf dem nur eine Seite dies tut, findet recht selten statt. Am häufigsten findet in der Realität ein intensiver Dialog zwischen Anhängern von Religionen und Weltanschauungen statt, die freundlich und friedlich aufeinander hören, gemeinsam der Gesellschaft dienen wollen, den Wesenskern ihres Glaubens aber für nicht hinterfragbar halten.“

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