BQ 874 – 54/2025
Präsident und Generalsekretär der ISHR besuchen das Museum für Besatzung und Freiheitskämpfe in Vilnius

Thomas Schirrmacher gedenkt der ermordeten Juden und eines ermordeten Bischofs aus Litauen

Thomas Schirrmacher im KGB-Museum in Vilnius im Gedenken an die ermordeten Juden © ISHR/Matthias Böhning

(Bonn, 12.09.2025) Der Präsi­dent und der Generalsekretär der Internationalen Gesell­schaft für Menschenrechte (ISHR) besuchten zusammen mit Kollegen der ISHR Litauen und Caritas Vilnius sowie einigen jüdischen Freunden aus den USA das Museum für Besatzung und Freiheits­kämpfe in Vilnius. Das Museum ist eine ergreifende historische Stätte, die im ehemaligen KGB-Haupt­quar­tier untergebracht ist, einem Gebäude mit einer düsteren Geschichte der Unter­drückung unter dem sowjetischen und dem natio­nalsozialistischen Regime. Das Museum dokumentiert die Kämpfe Litauens während der sowjetischen Besat­zungen (1940–1941 und 1944–1991) und in geringerem Maße auch während der nationalsozialistischen Besatzung (1941–1944). Es wurde 1992 gegründet und dient als Gedenkstätte für die Opfer der Unter­drückung und als Zeugnis der Widerstandsfähigkeit Litauens. Im Keller sind 19 originale KGB-Gefängniszellen erhalten geblieben, darunter Einzelhaftzellen, Verhörräume und eine gepolsterte, schalldichte Zelle, die dazu diente, Schreie während der Folter zu dämpfen. Einige Zellen sind so klein, dass die Gefangenen ihre Arme nicht vollständig ausstrecken konnten, andere weisen grausame Bedingungen auf, wie beispielsweise eine Eiswasserzelle, in der die Gefangenen auf einer winzigen Plattform stehen mussten, um nicht im eiskalten Wasser zu stehen.

Ein erschreckender Höhepunkt ist die Hinrichtungskammer, in der zwischen 1944 und den 1960er Jahren über 1.000 Gefangene, von denen etwa ein Drittel Widerstand gegen die sowjetische Besatzung leistete, getötet wurden. Ein Glasboden zeigt Artefakte, die aus Massengräbern geborgen wurden, darunter Knöpfe, Brillen und Knochen. Ein nachgestelltes Video zeigt den Hinrichtungsprozess, bei dem Gefangene durch einen Kopfschuss getötet und die Leichen schnell entfernt wurden. Das Gebäude selbst ist ein Symbol der Unterdrückung, da es unter dem zaristischen Russland als Gerichtsgebäude, während der Nazi-Besatzung als Gestapo-Hauptquartier und bis 1991 fast 50 Jahre lang als Stützpunkt des KGB diente. Es war Schauplatz von Massenverhaftungen, Verhören, Folterungen und Hinrichtungen, wobei die Leichen oft in Massengräbern verscharrt wurden. Die Gründung des Museums spiegelt das Engagement Litauens wider, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und diejenigen zu ehren, die für die Freiheit gekämpft haben.

Thomas Schirrmacher in der Befragungszelle des KGB-Museums in Vilnius © ISHR/Matthias Böhning

Das Museum wurde 1992 gegründet und war bis 2018 als Museum der Opfer des Völkermords bekannt. Es wurde auch häufig einfach als KGB-Museum bezeichnet. Da kaum jemand die Unter­drückung der Litauer durch das Sowjetimperium in den Jahren 1940–1941 und 1944–1991 als Völkermord betrach­tete und das Museum nicht auf den Völkermord an den Juden während der deutschen Besatzung 1941–1944 ausgerichtet war, wurde der Name weltweit scharf kritisiert und schließlich 2018 in Museum für Besatzung und Freiheitskämpfe geändert, wobei ein Raum zum Völkermord an den Juden hinzugefügt wurde.

Die gesamte Delegation besuchte auch das ehemalige jüdische Ghetto in Vilnius und andere Orte der jüdischen Geschichte im Land. Während ihres Aufenthalts in Vilnius informierten sie sich auch über den Stand der Zusammenarbeit zwischen der litauischen Sektion der ISHR und Caritas Litauen, dem wichtigsten Umsetzungspartner der ISHR in Litauen. Sie besuchten verschiedene Orte, an denen gemeinsame Projekte zur Unterstützung von Flüchtlingen aus Belarus und der Ukraine durchgeführt werden, und sprachen mit zahlreichen Projektmitarbeitern.

Downloads und Links

  • Foto 1: Thomas Schirrmacher im KGB-Museum in Vilnius im Gedenken an die ermordeten Juden © ISHR/Matthias Böhning
  • Foto 2 und Foto 3: Thomas Schirrmacher gedenkt eines ermordeten Bischofs im KGB-Museum in Vilnius © ISHR/Matthias Böhning
  • Foto 4: Thomas Schirrmacher in der Befragungszelle des KGB-Museums in Vilnius © ISHR/Matthias Böhning
  • Foto 5: Mit der litauischen ISHR-Direktorin Jurgita Samoskiene in Vilnius 2025 © ISHR/Matthias Böhning
  • Foto 6: Thomas Schirrmacher – Selfie in Vilnius © ISHR/Matthias Böhning
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