BQ 881 – 61/2025
„Den Feinden der Glaubens- und Gesinnungsfreiheit das Handwerk legen!“

Rachel: Eintreten für Religions- und Weltanschauungs-freiheit wichtiger Bestandteil der Menschenrechtspolitik

(Bonn/Berlin, 15.10.2025) „Menschen aus unterschiedlichsten Religionen und Weltanschauungen erleiden aufgrund ihres Glaubens Diffamierung, Diskriminierung und Verfolgung. Wir wollen einen Beitrag leisten, um den Feinden der Glaubens- und Gesinnungsfreiheit das Handwerk zu legen“, erklärte der Präsident der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (ISHR), Prof. Thomas Schirrmacher, anlässlich der Vorstellung der Jahrbücher ‚Religionsfreiheit 2025‘ und ‚Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2025‘ am heutigen Mittwoch in Berlin.

Schirrmacher, der auch Gründer und Mitherausgeber der Jahrbücher ist, sagte weiter:

„Dass im Weltmaßstab vor allem christliche Minderheiten Verfolgung erleiden, liegt daran, dass einerseits diktatorische Staaten unter Einparteien-Herrschaft wie China, Kuba oder Nordkorea Christen als eine Gefahr ansehen und daher Maßnahmen zu ihrer strikten Überwachung und Unterdrückung ergreifen. Andererseits werden Christen zum Opfer militanter politisch-religiöser Bewegungen oder Gruppen. Sie erleiden Diskriminierungen im beruflichen und gesellschaftlichen Leben, gewaltsame Übergriffe, Entführungen, Vertreibungen und Missbrauch. Sie bleiben Opfer ohne wirksamen staatlichen Schutz, da es keine Rechtsstaatlichkeit gibt. Unter solchen Verhältnissen leiden vor allem Christen in Ägypten, Syrien, Nigeria, Indien oder Myanmar. Zum Dritten sind es Staaten wie die islamischen Republiken in Afghanistan, Iran und Pakistan, die ihre gesellschaftliche Ordnung in totalitärer Weise an eine Religion gebunden haben und mit staatlichen Mitteln ihre religiös-politische Zwangsordnung rücksichtslos durchsetzen. In allen diesen Staaten leiden Christen und mit ihnen auch andere Religionsgemeinschaften. Das darf uns nicht gleichgültig sein! Denn unser Einsatz für die Opfer kann nur glaubwürdig und letztlich erfolgreich sein, wenn sich unser Blick nicht einseitig auf eine Opfergruppe richtet, aber andere ignoriert. Zugleich müssen die Motive der Unterdrücker analysiert und öffentlich werden. Das ist es, was die Feinde der Glaubens- und Gesinnungsfreiheit am meisten fürchten und was ihnen das Handwerk legen kann.“

Thomas Rachel, MdB, (Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit) während seines Beitrags © BQ/Martin Warnecke

Faktor Religion in der internationalen Politik stärker berücksichtigen

Der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Thomas Rachel, MdB, wies darauf hin, dass das Eintreten für Religions- und Weltanschauungsfreiheit wichtiger Bestandteil der Menschenrechtspolitik der Bundesregierung sei und wechselseitig die Menschenrechte in ihrer Gesamtheit stärke. Darüber hinaus sei die Achtung der Religions- und Weltanschauungsfreiheit ein wichtiger Beitrag zur Stärkung von Frieden und Stabilität in der Welt. Wo diese Freiheit missachtet wird, können Konflikte und Gewalt entstehen. Auch deswegen sei der Dialog mit und zwischen den Religionsgemeinschaften von großer Bedeutung.

Wenn der Faktor Religion in der internationalen Politik stärker berücksichtigt würde, könne das oft eine Chance für den Frieden sein. Im säkularisierten Europa mag das angesichts der steigenden Kirchenaustrittszahlen sowie wachsender Kritik an Kirchen befremdlich wirken – im Alltag eines Großteils der Weltbevölkerung sei Religion aber weiterhin von zentraler Bedeutung. Die dadurch zunehmenden Blindstellen in westlichen Gesellschaften bergen das Risiko, bei wichtigen außen- und menschenrechtspolitischen Fragestellungen eine zentrale Handlungsmotivation vieler Menschen nicht in die Analyse mit einzubeziehen und damit zu unvollständigen oder fehlerhaften Schlüssen zu kommen.

Für die sprechen, deren Stimme nicht gehört wird

Lars Rohwer, Vorsitzender des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion unterstrich:

„Für mich als Bürger, der unsere demokratische Ordnung schätzt, ist eines klar: Die Freiheit, die wir genießen, verpflichtet uns auch. Denn Deutschland hat eine Stimme in der Welt – und diese Stimme sollte für die sprechen, die selbst nicht gehört werden. Religionsfreiheit bedeutet, dass jede Religion und jede Weltanschauung ihren Platz hat.

Jeder Mensch darf selbst entscheiden, woran er glaubt – oder ob er keinen Glauben annehmen möchte. Dass dieses Recht weltweit unter Druck gerät, darf uns nicht gleichgültig lassen. Dort, wo Religion frei gelebt werden kann, entstehen Kräfte, die das Miteinander aller stärken. Manchmal muss man dafür gar nicht in die Ferne schauen. Oft reicht der Blick vor die eigene Haustür – als wertvolles Beispiel dafür, was Religion in Gemeinschaften bewirken kann.

In Sachsen, meiner Heimat, ist die religiöse Bindung seit den Jahren der DDR schwach geblieben. Nach der Wende setzten sich diese säkularen Entwicklungen fort und verfestigten sich. Heute verzeichnen gerade in Ostdeutschland populistische Parteien besonders hohe Wahlergebnisse. Ist das ein Zufall? Vielleicht. Aber ich frage mich, ob das Fehlen eines gemeinsamen geistlichen Fundaments nicht auch Raum schafft für Misstrauen, Angst und Spaltung. Ein lebendiger Glaube verankert Werte – nicht nur in politischen Debatten, sondern tief im Herzen – und kann damit Populismus den Boden entziehen und weniger anfällig machen für Stimmen, die einfache Antworten versprechen.“

(von links) Lars Rohwer, MdB (Vorsitzender des Stephanus-Kreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion), Martin Lessenthin (Menschenrechtsexperte, Historiker und Mitherausgeber der Jahrbücher), Thomas Rachel, MdB (Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit), Thomas Schirrmacher (Präsident des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit und Gründungsherausgeber der Jahrbücher) und Johann Matthies (Politikbeauftragter der Evangelischen Allianz in Deutschland) während der Pressekonferenz © BQ/Martin Warnecke

Der Kreml missbraucht die Russische Orthodoxe Kirche als politisches Instrument

Der Politikbeauftragte der Evangelischen Allianz in Deutschland, Johann Matthies, wies auf das Leiden der ukrainischen Christen hin:

„In den letzten drei Jahrzehnten haben ukrainische Christen maßgeblich zur Bildung der nationalen Identität beigetragen, indem sie historische und kulturelle Traditionen mit einem lebendigen Glauben verbanden.

Das friedliche Miteinander orthodoxer, katholischer und protestantischer Denominationen förderte den religiösen Pluralismus und verhinderte, dass eine Kirche eine beherrschende Stellung erlangte – im Gegensatz zu Russland, wo der Kreml die Russische Orthodoxe Kirche als politisches Instrument missbraucht. Nach der Besetzung der Krim und Teilen des Donbas im Jahr 2014 begannen die russischen Behörden mit der systematischen Verfolgung religiöser Gemeinschaften, die unabhängig von Moskau agierten – insbesondere Christen, die evangelischen Freikirchen angehörten. Trotz repressiver Gesetze und ständiger Bedrohung hielten viele Gläubige heimlich an ihrem Glauben fest und zeigten außergewöhnliche Standhaftigkeit.

In den besetzten Gebieten der Süd- und Ostukraine zielen russische Besatzungsbehörden gezielt auf ukrainische Glaubensgemeinschaften: Sie drängen Kirchen zur Zusammenarbeit oder zerstören sie bei Weigerung. Spätestens Ende 2022 wurden alle Kirchen, die humanitäre oder missionarische Arbeit leisteten, verboten. Pastoren durften weder Gottesdienste feiern noch neue Gemeinden registrieren. Mitte 2023 waren nahezu alle unabhängigen Glaubensgemeinschaften in den Regionen Saporischschja und Cherson geschlossen – mit Ausnahme jener, die zwangsweise der Russischen Orthodoxen Kirche unterstellt wurden.“

 

Die Jahrbücher 2025 sind ab sofort verfügbar

Das Jahrbuch ‚Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2025‘ sowie das Jahrbuch ‚Religionsfreiheit 2025‘ stehen ab sofort zum kostenfreien Download sowie zum freien Verteilen und Bereitstellen auf anderen Internetseiten zur Verfügung unter https://iirf.global/jahrbuch/.

Die Jahrbücher werden von der Evangelischen Allianz in Deutschland auch allen Bundestagsabgeordneten zur Verfügung gestellt. Ähnliches gilt in der Schweiz und in Österreich. Weitere Exemplare zur Weitergabe an Politiker und Kirchenleiter können angefordert werden.

Herausgegeben werden die Jahrbücher für den Arbeitskreis für Religionsfreiheit der Evangelischen Allianz in Deutschland und Österreich und die Arbeitsgemein-schaft Religionsfreiheit der Schweizerischen Evangelischen Allianz, das Internatio-nale Institut für Religionsfreiheit (IIRF) und die Internationale Gesellschaft für Men-schenrechte (ISHR) von Thomas Schirrmacher, Martin Lessenthin und Martin Warnecke.

Die gedruckte Fassung ist im Verlag für Kultur und Wissenschaft (VKW) erschienen. Beide Jahrbücher sind in einem Wendebuch zusammengebunden und zum Preis von 14 Euro über den Buchhandel erhältlich. Jedes Jahrbuch beginnt auf einer anderen Seite des Umschlags.

(von links) Matthias Böhning (ISHR Generalsekretär), Volker Beck (Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft), Martin Lessenthin (Menschenrechtsexperte, Historiker und Mitherausgeber der Jahrbücher), Thomas Rachel, MdB (Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit), Thomas Schirrmacher (Präsident des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit und Gründungsherausgeber der Jahrbücher) und Johann Matthies (Politikbeauftragter der Evangelischen Allianz in Deutschland) nach der Pressekonferenz © BQ/Martin Warnecke

Bibliografische Angaben

  • Thomas Schirrmacher, Martin Lessenthin und Martin Warnecke (Hg.). Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2025. Studien zur Religionsfreiheit, Bd. 43. Verlag für Kultur und Wissenschaft: Bonn, 2025. ISBN 978-3-86269-331-3. Pb. 360 S.
  • Thomas Schirrmacher, Martin Lessenthin und Martin Warnecke (Hg.). Jahrbuch Religionsfreiheit 2025. Studien zur Religionsfreiheit, Bd. 44. Verlag für Kultur und Wissenschaft: Bonn, 2025. ISBN 978-3-86269-332-0. Pb. 248 S.

Downloads und Links

  • Foto 1 (von links): Matthias Böhning (ISHR Generalsekretär), Volker Beck (Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft), Lars Rohwer, MdB (Vorsitzender des Stephanus-Kreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion), Martin Lessenthin (Menschenrechtsexperte, Historiker und Mitherausgeber der Jahrbücher), Thomas Rachel, MdB (Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit), Thomas Schirrmacher (Präsident des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit und Gründungsherausgeber der Jahrbücher) und Johann Matthies (Politikbeauftragter der Evangelischen Allianz in Deutschland) während der Pressekonferenz © BQ/Martin Warnecke
  • Foto 2 (von links): Lars Rohwer, MdB (Vorsitzender des Stephanus-Kreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion), Martin Lessenthin (Menschenrechtsexperte, Historiker und Mitherausgeber der Jahrbücher), Thomas Rachel, MdB (Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit), Thomas Schirrmacher (Präsident des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit und Gründungsherausgeber der Jahrbücher) und Johann Matthies (Politikbeauftragter der Evangelischen Allianz in Deutschland) während der Pressekonferenz © BQ/Martin Warnecke
  • Foto 3: Thomas Schirrmacher während der Vorstellung des Jahrbuches Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2025 © BQ/Martin Warnecke
  • Foto 4: Thomas Rachel, MdB, (Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit) während seines Beitrags © BQ/Martin Warnecke
  • Foto 5: Lars Rohwer, MdB, (Vorsitzender des Stephanus-Kreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion) während seines Beitrags © BQ/Martin Warnecke
  • Foto 6: Volker Beck (Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft) während seines Beitrags © BQ/Martin Warnecke
  • Foto 7: Martin Lessenthin (Menschenrechtsexperte, Historiker und Mitherausgeber der Jahrbücher) während seines Beitrags © BQ/Martin Warnecke
  • Foto 8: Shirin Kamal (Vorstandsmitglied der koptischen Menschenrechtsorganisation EUCHOR) während ihres Beitrags zugeschaltet per Videokonferenz © BQ/Martin Warnecke
  • Foto 9: Alina Braml (Baha’i Gemeinde zu Iran und Ägypten) während ihres Beitrags zugeschaltet per Videokonferenz © BQ/Martin Warnecke
  • Foto 10: Johann Matthies (Politikbeauftragter der Evangelischen Allianz in Deutschland) während seines Beitrags © BQ/Martin Warnecke
  • Foto 11 (von links): Matthias Böhning (ISHR Generalsekretär), Volker Beck (Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft), Martin Lessenthin (Menschenrechtsexperte, Historiker und Mitherausgeber der Jahrbücher), Thomas Rachel, MdB (Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit), Thomas Schirrmacher (Präsident des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit und Gründungsherausgeber der Jahrbücher) und Johann Matthies (Politikbeauftragter der Evangelischen Allianz in Deutschland) nach der Pressekonferenz © BQ/Martin Warnecke
  • Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2025: https://iirf.global/?p=6401
  • Jahrbuch Religionsfreiheit 2025: https://iirf.global/?p=6393
  • Übersicht aller bisher erschienen Jahrbücher: https://iirf.global/jahrbuch/
  • Statement zum ‘Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2025’ von Thomas Schirrmacher: https://bonner-querschnitte.de/wp-content/uploads/2025/10/2025-10-15-PK-Statement.pdf
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