Leiter von USCIRF und IIRF im Gespräch über Antisemitismus

BQ 799 – 22/2024

Bischof Thomas Schirrmacher trifft Rabbi Abraham Cooper in Berlin

(Bonn, 04.07.2024) Am Abend des Jom haScho’a, dem Holocaust-Gedenktag, traf sich Bischof Thomas Schirrmacher, der Präsident des Internationalen Instituts für Reli­gionsfreiheit (IIRF), mit Rabbi Abraham Cooper, dem damaligen Vorsitzenden der United States Commission on International Religious Freedom. Cooper ist auch stell­vertretender Dekan und Direktor der Global Social Action Agenda des Simon-Wiesenthal-Zentrums. Begleitet wurde er von Daniel Schuster aus Wien, dem Europa-Beauftragten des Simon-Wiesenthal-Zentrums.

Schirrmacher informierte Cooper über die jüngste Anhörung des Menschen­rechtsausschusses des Deutschen Bundestages und seine Stellungnahme gegen Antisemitismus. Er sagte Cooper, er sei ab­solut schockiert über den Antisemitismus, den die jüdische Gemeinschaft in Deutschland erlebe. Seit dem Fall Berlins 1945 habe es so viele physische Angriffe auf Juden, öffent­liche Verbotsschilder und Parolen über die Ermor­dung von Juden oder die Auslöschung Israels von der Landkarte nicht mehr gegeben. Schirrmacher erklärte, dass dies nicht nur eine Frage der Religionsfreiheit sei, sondern auch ein schwerwiegendes Element der Religionsfreiheit enthalte, da die gegenwärtige Diskriminierung von Juden in Deutschland der schwerste Angriff auf die Religions­freiheit in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg sei. Schirrmacher betonte, dass dies nicht das Deutschland sei, für das amerikanische Soldaten am D-Day starben, an den in den kommenden Tagen gedacht werden wird.

Schirrmacher betonte auch, dass diejenigen, die sich öffentlich hinter die Terrororgani­sation Hamas stellen, nicht nur Juden und Israel gefährden, sondern gegen jeden vorgehen, der ihre Meinung nicht teilt. Die bei den Demonstrationen zu sehenden Protestplakate mit Slogans wie „Berlin soll brennen“ und „Fuck U Germany“ unterstrei­chen das deutlich.

Cooper wiederum berichtete von den Empfindungen vieler Juden, die sich zum ersten Mal nirgendwo mehr sicher fühlten, da sie nicht mehr sicher seien, ob Israel ein sicherer Hafen für diejenigen Juden bleibt, und die das Gefühl hätten, dass es an der Zeit sei, ihre Heimat zu verlassen. Aus allen Ländern, die er in letzter Zeit besucht habe, berichtete er, dass die Zahl der polizeilich registrierten Angriffe auf Juden pro Jahr höher sei als je zuvor, oft habe sich die Zahl verdoppelt oder sogar verdreifacht.

Rabbi Abraham Cooper betonte: „Wir besuchen Berlin, weil der Antisemitismus in dieser Stadt und in ganz Europa alarmierend hoch ist. Juden in Berlin und anderswo fühlen sich zunehmend unsicher und sind Drohungen und Gewalt an Orten ausgesetzt, an denen sie geschützt sein sollten. Dieser alarmierende Trend muss von den lokalen und internationalen Behörden dringend angegangen werden, um die Sicherheit der jüdischen Gemeinden überall zu gewährleisten.“

Cooper und Schirrmacher besuchten anschließend ein jüdisches Viertel in Berlin, um zu begutachten, wie koschere Restaurants oder jüdische Schulen nicht sicher sind und zu Zentren antijüdischer Proteste werden.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum ist eine der größten internationalen jüdischen Men­schenrechtsorganisationen in den Vereinigten Staaten. Es ist eine Nichtregierungs­organisation bei internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen, der UNESCO, der OSZE, der OAS, dem Europarat und dem Lateinamerikanischen Parlament (Parlatino).

Rabbi Abraham Cooper (geb. 1950) besuchte Anfang der 1970er Jahre sowjetische Refuseniks, was schließlich dazu führte, dass er in den 1980er Jahren das erste jüdische Kulturzentrum in Moskau eröffnete und später Vorträge an der sowjetischen Akademie der Wissenschaften und bei der Sacharow-Stiftung hielt. 1977 kam er nach Los Angeles, um mit Rabbi Marvin Hier zusammenzuarbeiten, der das Simon-Wiesenthal-Zentrum gründete. Gemeinsam mit Rabbi Hier traf Rabbi Cooper mit führenden Politikern aus aller Welt zusammen, darunter Papst Benedikt XVI., Präsiden­ten und Außenminister.

In den Jahren 1992 und 2003 half er bei der Koordinierung internationaler Konferenzen in Paris zum Thema Antisemitismus, die von der UNESCO mitfinanziert wurden. Er hat vor den Vereinten Nationen in New York und Genf ausgesagt, vor dem US-Senat, dem japanischen Parlament, dem französischen Parlament und der OSZE und ist Grün­dungsmitglied des israelischen Global Forum for Combating Antisemitism.

Rabbi Cooper schreibt regelmäßig für die New York Times, die Washington Post, die Los Angeles Times, den Miami Herald, USA Today, Chicago Tribune, Globe and Mail, die National Post, Le Monde, die Japan Times, die Straits Times und das Midstream Magazine. Newsweek/Daily Beast zählt Rabbi Cooper zu den „50 einflussreichsten Rabbinern in den Vereinigten Staaten“.

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