BQ 837 – 17/2025
Ein Aufruf zum gemeinsamen Einsatz für Religionsfreiheit

Erstes Symposium zur Religionsfreiheit an der FTH

(Bonn, 24.02.2025) Vom 13. bis 14. Februar veranstaltete der Lehrstuhl für Religions­freiheit der Freien Theologischen Hochschule (FTH) in Gießen das erste internationale Symposium zum Thema Religionsfreiheit. Dabei lenkten Experten aus verschiedenen Ländern den Blick auf das facettenreiche Zusammen­spiel von Anspruch, Wirk­lichkeit und den sich da­raus ergebenden Heraus­for­derungen beim Thema Religionsfreiheit.

In seinem einleitenden Grußwort forderte der Prä­sident des Internatio­nalen Instituts für Reli­gions­freiheit (IIRF), Prof. Dr. Dr. Thomas Paul Schirr­macher, Christen zum selbstbewussten Einsatz für die Religions- und Weltanschauungsfreiheit auf. Die Wurzel der Idee einer freien Ausübung von Religion gehe auf christliche und jüdische Bewegungen des 16. und 17. Jahrhunderts zurück. Sie habe sich dann im Laufe der Zeit auf alle Religionen und Weltanschauungen ausgebreitet und jede Richtung müsse nun „ihren eigenen Weg von ihren zentralen Lehren zur Religionsfreiheit finden“. Dabei sei der gegenseitige Dialog und das Gespräch mit allen Glaubensrichtungen entscheidend, um religiösen Extre­misus zu verhindern und ein friedliches Zusammenleben zu gewährleisten.

Weiter betonten Schirrmacher, dass Religionsfreiheit, Verfolgung und Martyrium auch in der systematischen Theologie wieder eine zentrale Rolle spielen müsse und schloß sein Statement mit einem Aufruf:

„Dies ist ein Aufruf an christliche Gelehrte in allen relevanten Bereichen der akademischen Forschung, sich mit Studien zur Religions­freiheit zu befassen und sich der wachsenden globalen Gemeinschaft von Gelehrten anzuschließen. Es ist aber auch ein Aufruf an christliche Gelehrte, mit Gelehrten aller Glaubensrichtungen und nichtreligiösen Weltanschauungen zusammenzuarbeiten und die Ergebnisse ihrer Forschung so aufzubereiten, dass sie mit jedem Gelehrten guten Willens auf der ganzen Welt geteilt und diskutiert werden können und so, dass sie von Medien, Regierungen und Parlamenten genutzt werden können, die in der Regel eine Mischung aus Weltanschauungen vertreten.“

Thomas Schirrmacher im Gespräch mit Heiner Bielefeldt und Dennis P. Petri © FTH

Politische Kontroversen und normative Grundlagen

In einer Welt, die von kultureller Vielfalt und unterschiedlichen Wertvorstellungen ge­prägt ist, stellt die Religionsfreiheit nach Angaben der Veranstalter einen zentralen, aber oft kontrovers diskutierten Aspekt dar. „Es gibt viel zu tun“, resümierte Dr. Heiner Biele­feldt, Seniorprofessor für Menschenrechte an der Friedrich-Alexander-Uni­versität Erlangen-Nürn­berg, die gegenwärtige Situation. Sein Auftaktreferat der Tagung konzentrierte sich auf poli­tische Kontroversen und die normativen Grund­la­gen der Religionsfreiheit als Menschenrecht.

Bielefeldt stellte dar, dass die Gegner von Reli­gionsfreiheit vor allem autokra­tische Staaten sei­en, aber auch in liberalen Kreisen stoße das Konzept auf Skepsis. Dies hänge mit Klischeevorstellungen über Religion, mit einem eindimensionalen Frei­heitsbegriff sowie mit einer falschen Reaktion auf die kulturkämpferische Instrumentalisierung der Religionsfreiheit zusammen. Auch die normativen Grundlagen wurden von Bielefeldt beleuchtet. Religionsfreiheit sei ein zentrales Menschenrecht, das Gedanken-, Gewissens-, Religions- und Welt­an­schau­ungsfreiheit beinhalte. Sie sei für ein ganzheitliches Verständnis der Menschenrechte unverzichtbar und übe eine Art Wächterfunktion aus, die vor einer Überdehnung der Menschenrechte in Richtung einer globalen Humanitätsreligion schützen könne.

Der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, Dennis P. Petri, während seines Vortrags © FTH

Plurale Wirklichkeit und vielfältige Herausforderungen

Gemäß Volker Kauder, Honorarprofessor für Politische Ethik und Religionsfreiheit an der FTH, sollte das Symposium Religionsfreiheit ein Startschuss sein, das Thema wissenschaftlich und nicht nur politisch in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dr. Christoph Raedel, Professor für Systematische Theologie an der FTH, stellte in seinem Referat die These auf, dass Identitätspolitik dem Gemeinwohl und dem Zusammen­leben der Menschen in der Gesellschaft schade, weil sie die Gesellschaft ideolo­gisch in zwei Gruppen von Unterdrückern und Unter­drückten spalte. Raedel rief dazu auf, Vertrauen durch Demut und Beken­nermut zu stärken.

In weiteren Vorträgen und Werkstattberichten kamen unterschiedliche Experten aus verschiedenen Län­dern zu Wort. Dabei ging es unter anderem um Im­pulse aus dem Neuen Tes­tament zum Thema ver­folgte Christen, um eine theologische Bearbeitung von Verfolgung und Risiko, sowie um persönliche Zeugnisse. Dr. Dennis Petri, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, führte in die Herausforderungen ein, auch verdeckte Verletzungen der Religionsfreiheit zu beobachten. Die bisherigen Datenbanken unterschiedlicher Akteure auf dem Gebiet der Religionsfreiheit könnten nicht alles erfassen, es blieben „blinde Flecken“. Petri sprach sich für einen ganzheitlichen Ansatz aus, der verschiedene Werkzeuge ergänzend verwendet.

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