BQ 737 – 33/2022
Ausstellung über Christliche Märtyrer des 20. Jahrhunderts eröffnet

Ein Beitrag wider das Vergessen

(Berlin, Bonn, Tastungen 04.11.2022) Eine Wanderausstellung über christliche Märtyrer des 20. Jahrhunderts, wie etwa Paul Schneider, die Geschwister Scholl und Bernhard Lichtenberg, wurde am 21. Oktober in der St. Elisabeth-Kirche in Berlin in Anwesenheit von Vertretern der verschiedenen Konfessionen und Gästen aus Russland, Ukraine und Estland eröffnet. Sie wird bis zum 10. November in der St. Marien Liebfrauen-Kirche in Berlin gezeigt. Danach zieht sie nach Lübeck und die Regionen Eichsfeld, Nürnberg, Potsdam, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Ökumene des Blutes

In seiner Eröffnungspredigt verwies der katholische Prälat Prof. Helmut Moll, der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, auf die Verbundenheit über Konfessionsgrenzen hinweg, die nach Papst Johannes Paul II. in Verfolgungssituationen entstehen kann: „Der Ökumenismus der Märtyrer ist vielleicht am überzeugendsten. Die Feinde des Glaubens und der Kirche wollten die christliche Botschaft zerstören, egal, welche Konfession dahintersteht.” Im Blick auf die Märtyrer aus allen Völkern und Jahrhunderten erklärte er: „Die Märtyrer aus dem 20. Jahrhundert sind zahlreicher als die Märtyrer aus den vergangenen Jahrhunderten. Wir sind eine Kirche der Märtyrer und eine Kirche der Bekenner.“

Prälat Prof. Dr. Moll bei der Eröffnungspredigt © Manuel Böhm

Evangelische Allianzen aktiv beteiligt

Der Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Russland, Vitaly Vlasenko, erinnerte in einem Grußwort an die millionenfachen christlichen Opfer des Kommunismus in der ehemaligen Sowjetunion. Er forderte, dass „jede gesunde Gesellschaft die entsprechenden Schlussfolgerungen zieht, damit sich solche Dinge in der Geschichte nie wiederholen.“

Uwe Heimowski, der politische Beauftragte der Evangelischen Allianz in Deutschland, betonte den Wunsch von heute verfolgten Christen, dass sie nicht vergessen werden. Im Blick auf die Gemeinschaft der Gläubigen über Kontinente und Generationen hinweg könnten evangelische Christen „viel von den orthodoxen Kirchen, der koptischen und auch der katholischen Kirche lernen, die das Andenken der Märtyrer, der Zeugen des Glaubens, ehren“. Die eröffnete Ausstellung sei „ein Beitrag wider das Vergessen“ und „zugleich eine Stärkung für unsere verfolgten Geschwister heute“.

Märtyrer ohne öffentliche Lobby

Der Rechtsanwalt Dr. Traugott Hahn, Stuttgart, konstatierte, dass persönliches Einstehen für die christliche Überzeugung bis zum Tod in heutigen Gesellschaften eher fremd erscheint. Selbst in Kirchen würde Gott manchmal nur als ein „Dienstleister für ein gutes Leben“ angerufen. Da Märtyrer derzeit keine öffentliche Lobby hätten, sieht er durch die Ausstellung die Chance, „dass die Besucher am Leben und Schicksal der dargestellten Märtyrer erkennen, dass der Glaube an Jesus Christus und sein Evangelium ein so wichtiges Fundament für das Leben sein kann, dass man daran auch unter Gefahr für Leib und Leben festhält“. Der Großvater Hahns, Pastor Gotthilf Traugott Hahn wurde 1919 von den Bolschewiken im Baltikum ermordet und ist in der Ausstellung berücksichtigt.

Uwe Heimowski, Vitaly Vlasenko und Prof. Dr. Johannes Reimer © Manuel Böhm

Gegen falschen Nationalismus und für Versöhnung

Die Ausstellung zeigt Fotos, Zeitzeugen-Interviews und Zeitdokumente von 37 Frauen und Männern, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und während des Kommunismus in der ehemaligen Sowjetunion ihre Stimme als Christen erhoben haben. Der Geschäftsführer der Ausstellung, Pastor Johannes Paulsen aus Tastungen, sagte: „Sie sprachen als Christen gegen Krieg und Gewalt, gegen Unrecht und für die Wahrheit, gegen falschen Nationalismus und für Versöhnung. Sie haben dafür mit ihrem Leben bezahlt und die Kraft und den Mut dazu aus dem Glauben an Jesus Christus gewonnen.“

Träger der Ausstellung ist die Ökumenische Märtyrer-Ausstellung GbR. Die Ausstellung wird von katholischen Bistümern, der EKD, evangelischen Landeskirchen, Freikirchen und weiteren Organisationen unterstützt. Darunter ist auch die Internationale Informationsstelle für Religionsfreiheit Deutschland (IIRF-D), deren Forschungsdirektor Prof. Dr. Christof Sauer bei der Konzeption der Ausstellung beraten und ein mehrtägiges wissenschaftliches Symposium aus Anlass der Eröffnung angeregt hat.

Pastor Johannes Paulsen vor den ökumenischen Repräsentanten © Manuel Böhm

Buchungen möglich

Paulsen: „Wir freuen uns auf Kirchgemeinden, die diesem Anliegen ein offenes Ohr und Auge leihen wollen. Dabei möchte die Ausstellung besonders auf die junge Generation zugehen. Sie umfasst auch Interviews von Nachfahren und Zeitzeugen, kurze Filmausschnitte zur damaligen Situation und weist auf viele weitere Quellen hin. Religionslehrern, Jugendmitarbeitern und anderen bieten wir Material, um junge Menschen auf den Besuch der Ausstellung vorzubereiten.“

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